Immobilienboom und „Corona“, kein Abschwung in Sicht – das öffentliche Leben kehrt langsam zurück – vieles bleibt vorsorglich geschlossen. Attraktivität ländlicher Wohnraum vs Großstadt – von Thomas Friese, Immobilienentwickler in Oldenburg/Berlin
Die „Corona“-Pandemie hat die Welt fest im Griff, aber die Krankheit, die weltweit für einen wirtschaftlichen Abschwung sorgt, kann in Deutschland den Immobilienboom nicht stoppen. Das Gegenteil ist der Fall. Wie aus einer Untersuchung des Portals immobilienscout24 zu entnehmen ist, sind die immensen wirtschaftlichen Folgen der Pandemie in Bezug auf Immobilien gar nicht spürbar. Ganz im Gegenteil, die Preise für Wohnungen und Häuser steigen weiter. Gleiches gilt für die Wohnungsmieten. „Einen Corona-Einbruch gibt es wohl so nicht“, so Thomas Friese, Immobilienentwickler aus Oldenburg, „Preisschwankungen sind normal. Auch die Entwicklungen im März, April und Mai 2020 deuten nicht darauf hin, dass die Corona-Krise auf den Immobilienmarkt durchschlägt. Antreiber des Immobilienbooms sind fehlende Anlagealternativen am Markt, die preiswerte Versorgung der Immobilienunternehmen mit Krediten sowie die gute Versorgung mit Darlehen auch für Käufer. Die Problematik ergibt sich allenfalls durch den Mangel an geeigneten Grundstücken und langen Planungsphasen.“
Ballungsräume lassen wenig Rückzug zu
Ballungsräume haben während des Shutdowns und Lockdowns eine häusliche Enge erfahren, die Leichtigkeit und das pulsierende kulturelle Leben waren während dieser Zeit nicht zugänglich und zeitgleich fehlten die ländlichen Vorzüge, wie eigener Garten, Naturerholungsgebiete vor Ort, die geringere Anzahl von Bewohnern. Durch die Sensibilisierung der letzten Monate empfinden die Menschen die Ballungsräume oftmals Bedrohung: Ansteckungen sind leichter möglich, Ausweichmöglichkeiten oftmals nicht gegeben. Im späten 19. Jahrhundert stand die Welt bereits schon einmal vor dieser Angst. Damals galten die schnell wachsenden Industriestädte als Erregerverbeitungsanstalten. Dank Aufklärung, Bildung und Hygiene wurde diesem Ruf entgegengewirkt. Metropolen und Großstädte entwickelten sich mit Wachstum, Produktivität und Innovation zu den führenden Wirtschaftsnetzwerken. Durch die Covid-19 Pandemie ist die städtische Daueranwesenheit nicht mehr unbedingt notwendig geworden. Social Distancing und Home-Office zeigen, dass dank Videokonferenzen ein Leben im städtischen Umfeld an Attraktivität gewinnt. Vielleicht entwickelt sich ein neuer Trend für das Wohnen in den Metropolen: kleine Apartments nebenbei und als Lebensmittelpunkt das Eigenheim oder die Eigentumswohnung im ländlichen Raum?
Immobilienpreise für Wohnungen und Häuser sowie Mieten steigen weiter moderat
Aus der Krise lernen und neue Chancen wahrnehmen um neue Lebens- und Arbeitsmodelle zu realisieren. Ein Dach über dem Kopf zu haben gehört zu den Grundbedürfnissen wie Essen und Trinken, Kleidung und Wärme. In einer Bedürfnisstudie von Point Blank und Grabarz JMP wurden Bedürfnisfelder und Themen identifiziert, die in fünf grundlegende Innovationsfelder zusammengefasst wurden: Rückbesinnung und Selfness, Digitale Produkte und Services, Gesundheit und Sicherheit, Ökologie und Grüne Städte, Soziales und lokales Handeln. Beim Bedürfnis Ökologie und grüne Städte im Zusammenhang mit der Corona Krise ist herausgearbeitet, dass die Selbstheilungskräfte der Natur eindrucksvoll sichtbar geworden sind. Fahrradfahren und der Spaziergang sind in den Fokus gerückt. Das wiederum beeinflusst die Städteplanung und den Naturschutz. Konzepte für Natur Begegnungsstätten bis zur E-Mobilität, lokales Handeln mit lokaler Versorgungsstruktur bis hin zur Entschleunigung dank digitalen Servicen. Diese Bedürfnisse sind sowohl in den Großstädten wie im ländlichen Raum vorhanden.
„Eine Negativentwicklung ist nicht zu erkennen, ganz im Gegenteil“, so Thomas Friese, Immobilienentwickler in Oldenburg. Dies gilt auch für den Berliner Markt, der als besonders überhitzt gilt. Starker Zuzug aus anderen Gebieten, die Flüchtlingskrise, gesteigerte Wohnbedürfnisse tun ihr Übriges, um Wohnraum zu einem knappen und damit teuren Gut zu machen. „Der Mietendeckel, ein politisch umstrittenes Instrumentarium, dürfte gescheitert sein, sowohl juristisch als auch politisch“, sagt Thomas Friese. „Das Bundesverfassungsgericht spätestens dürfte diesen Irrweg beenden.“ In Berlin sind die Preise in den letzten Jahren besonders stark gestiegen. Probleme, die damit zusammenhängen, sind steigende Mieten und knapper Wohnraum. Dies ist allerdings keine Aufgabe der privaten Investoren, sondern ein staatliches Versagen, weil zu wenig Grundstücke ausgewiesen sind und Planungs- und Genehmigungsverfahren häufig zu lange dauern.
Fazit: Veränderungen – Wandel – neue Horizonte. Beeinflussung durch die Corona Krise direkt und indirekt.
Der Umsatz im Bauhauptgewerbe stieg 2020 in den ersten fünf Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,6 Prozent (lt. Statistische Bundesamt). Der Bau ist von Corona weiterhin unbeeindruckt. Die Arbeit im Home-Office hat durch die Krise einen boom erlebt, auf einmal war möglich, was Wochen zuvor nicht vorstellbar gewesen wäre. Das wiederum hatte Auswirkungen auf das Arbeiten in flexiblen Flächen. Unternehmen und Investoren setzen auf weitere Flexibilität der Mitarbeiter, Studien der JLL gehen davon aus, dass bis 2030 circa 30 Prozent der Büroflächen flexibel genutzt werden. Die Quartiersentwicklung hat es mit der Corona Pandemie hart getroffen. Verwirklichungen von Quartiersentwicklungen werden verschoben oder fallen aus, Schließungen von bekannten Märkten senken den Umsatz. Ein weiteres Problem sind Mietausfallrisiken. Immobilien bleiben beliebteste Anlageform, 56 Prozent der Bevölkerung halten Immobilien als sinnvolle Kapitalanlage zur privaten Vermögensbildung. (Umfrage Meinungsforschungsinstitut YouGov).
Thomas Friese ist Immobilienentwickler und Projektierer – er arbeitet und lebt in Berlin und Oldenburg/Niedersachsen
V.i.S.d.P.:
Thomas Friese
Projektentwickler & Immobilienexperte
Keywords:Immobilien, Markt, Wirtschaft, Entwicklung, Preisschwankungen, Corona, Covid-19, Pandemie, Home-Office, Projektentwicklung, Oldenburg, Berlin, Thomas Friese